Eigene Praxis – ja oder nein? Für viele junge Ärzte ist die eigene Arztpraxis das Ziel, der Weg dorthin jedoch oft eine Herausforderung. Die gute Nachricht: Sie müssen nicht bei null anfangen. Einfacher und schneller läuft der Einstieg über eine Praxisübernahme. Der Zeitpunkt dafür ist gerade ideal. Denn etwa ein Viertel der Hausärzte in Deutschland plant innerhalb der nächsten fünf Jahre, die Praxis aufzugeben oder zu schließen.
Hochgerechnet auf rund 55.000 Hausarztpraxen bundesweit bedeutet das, dass mehr als 13.000 Praxen bald zur Übernahme bereitstehen könnten. Schon heute sind viele Hausarztsitze unbesetzt. Umso wichtiger, dass engagierte Nachwuchsmediziner den Schritt wagen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Chancen einer Praxisübernahme als Hausarzt oder Facharzt optimal nutzen und typische Stolpersteine vermeiden.
Das Wichtigste zur Praxisübernahme im Überblick:
• Bei einer Praxisübernahme profitieren Sie von eingespielten Abläufen, erfahrenem Personal und einem bestehenden Patientenstamm.
• Die Zulassung als Nachfolger ist oft einfacher als eine Neugründung.
• Je früher Sie Standort, Finanzen, Personal und IT prüfen, desto höher sind Ihre Erfolgschancen.
Ihr Weg in die Selbstständigkeit: Diese Optionen haben Sie
Wer sich als Arzt niederlassen will, hat mehrere Möglichkeiten. Jede hat ihre eigenen Vor- und Nachteile:
- Neugründung: Sie fangen bei null an und bauen Ihre Praxis komplett nach Ihren Vorstellungen auf – vom Standort bis zur Einrichtung. Der Haken: Einen Patientenstamm müssen Sie sich erst erarbeiten.
- Gemeinschaftspraxis: Sie steigen als Partner in eine bestehende Praxisgemeinschaft ein, teilen sich Kosten, Infrastruktur und Verantwortung. Hier müssen jedoch alle Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. Das ist durchaus sinnvoll, wenn Sie gerne im Team arbeiten und Synergien nutzen möchten.
- Praxisübernahme: Sie übernehmen eine laufende Praxis mit Patienten, Team, Ausstattung und meist auch Mietvertrag. Die Praxisnachfolge spart Zeit und reduziert Ihr Risiko. Sie erfordert jedoch eine gründliche Prüfung der wirtschaftlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen.
Welche Option am besten zu Ihnen passt, hängt vor allem von Ihren Zielen, Ihrer bevorzugten Arbeitsweise und den Bedingungen vor Ort ab.
Achtung: Eine Praxisübernahme kann auch schrittweise erfolgen, indem Sie sich zunächst anstellen lassen und eine Zeit lang in der Praxis mitarbeiten. So lernen Sie Team, Abläufe und Patientenstamm genau kennen, ehe Sie die Praxis übernehmen.
Achtung: Eine Praxisübernahme kann auch schrittweise erfolgen, indem Sie sich zunächst anstellen lassen und eine Zeit lang in der Praxis mitarbeiten. So lernen Sie Team, Abläufe und Patientenstamm genau kennen, ehe Sie die Praxis übernehmen.
Darum lohnt sich eine Praxisübernahme für Sie
Übernehmen Sie eine bestehende Praxis, steigen Sie schneller in die Selbstständigkeit ein und profitieren gleichzeitig von einer ganzen Reihe handfester Pluspunkte.
Die Vorteile für Sie im Überblick:
- Bestehender Patientenstamm: Sie starten direkt mit einer etablierten Patientenbasis und müssen nicht lange um neue Patienten werben.
- Eingespieltes Team: Oft übernehmen Sie erfahrene Mitarbeiter, die Abläufe (etwa rund um die Patientenaufnahme) und Patienten kennen. Dies ermöglicht einen reibungslosen Übergang.
- Schneller Start: Ausstattung, Räume und Strukturen sind bereits vorhanden, was Zeit, Kosten und Organisationsaufwand deutlich reduziert.
- Planungssicherheit: Bestehende Verträge, Mietvereinbarungen und Praxisstrukturen sorgen für eine solide Grundlage und langfristige Planbarkeit.
- Weniger Bürokratie: Vor allem in zulassungsbeschränkten Regionen ist die Zulassung als Nachfolger oft einfacher als die Neugründung einer Praxis.
- Finanzielle Vorteile: Etablierte Abrechnungen und bestehende Vergütungsstrukturen machen Ihre Kalkulation verlässlicher.
Planen Sie diese Kosten bei der Praxisübernahme ein
Die Übernahme einer bestehenden Praxis verspricht jungen Ärzten einen schnellen Einstieg in die Selbstständigkeit mit geringeren Kosten. Doch egal, wie günstig der Einstieg im Vergleich zur Neugründung sein mag – Sie brauchen eine realistische Kostenplanung. Die folgenden Posten bilden das Fundament für Ihren Businessplan und Ihre Finanzierungsstrategie:
- Kaufpreis: In der Regel der größte Kostenblock. Er umfasst den Wert der Praxis als Unternehmen. Im hausärztlichen Bereich bewegen sich Kaufpreise laut VirchowBund oft zwischen rund 100.000 und 160.000 Euro*. Laut apoBank kostete eine Hausarztpraxis als Einzelpraxis 2023 durchschnittlich rund 110.000 Euro*.
- Modernisierung & Umbauten: Für aktuelle medizinische Geräte, digitale Praxislösungen, IT-Sicherheit oder bauliche Anpassungen fallen häufig zusätzliche Investitionen an. Im Durchschnitt gaben Ärzte 2023 dafür rund 78.000 Euro* aus.
- (Rechtliche) Beratung: Für Vertragsprüfung, Steuerberatung, betriebswirtschaftliche Analysen und gegebenenfalls Praxisbewertungen sollten Sie mehrere tausend Euro einkalkulieren.
- Finanzierungskosten: Zinsen und Tilgung für aufgenommene Kredite oder Darlehen – abhängig von Laufzeit, Kreditmodell und Eigenkapitalanteil.
- Betriebsmittel & Rücklagen: Laufende Ausgaben für Personal, Miete, Material sowie eine Reserve für unvorhergesehene Kosten. Dazu können unter Umständen auch Abfindungen gehören, wenn Sie Personal nicht übernehmen oder Stellen abbauen.
- Übergangs- & Einarbeitungskosten: Eventuell fallen Zahlungen an den bisherigen Inhaber oder Kosten durch Personal- und Prozessanpassungen an.
Ein sorgfältiger Businessplan ist nicht nur für die Bank wichtig, sondern auch für Ihre eigene Planung. Er sollte Kaufpreis, Investitionen, laufende Kosten, Einnahmeprognosen und Liquiditätsplanung enthalten. So erkennen Sie frühzeitig, ob Ihre Finanzierung tragfähig ist und wo eventuell Spielräume bestehen.
Prüfen Sie auch, welche Finanzierungsmöglichkeiten in Frage kommen: ein klassisches Bankdarlehen, eine spezielle Ärztefinanzierung oder ein öffentliches Förderprogramm bzw. Zuschüsse der KfW, von Landesförderbanken oder Kassenärztlichen Vereinigungen. Hierzu können Sie sich bei Bedarf Unterstützung holen, etwa von spezialisierten Gründungsberatern und fachspezifischen Unternehmensberatungen.
Unsere Checkliste: Praxisübernahme gründlich planen
Was ist zu beachten bei der Praxisübernahme? Unsere Checkliste gibt Ihnen als künftigem Inhaber einen klaren Fahrplan – von der Auswahl der Praxis bis zu den letzten organisatorischen Schritten vor der Eröffnung.
1. Praxis finden
- Schauen Sie sich gezielt in Praxisbörsen um, nutzen Sie die Angebote der Kassenärztlichen Vereinigungen oder fragen Sie in Ihrem Netzwerk nach Tipps.
- Analysieren Sie den Standort: Bedarf, Konkurrenz und Einzugsgebiet.
- Prüfen Sie Räumlichkeiten und Ausstattung, auch im Hinblick auf den Modernisierungsbedarf.
- Bewerten Sie die wirtschaftlichen Kennzahlen der Praxis (Umsatz, Gewinn, Patientenstruktur, Fallzahlen).
2. Verträge prüfen
- Lassen Sie den Übernahmevertrag von einem Fachanwalt erstellen oder prüfen.
- Ein Vorvertrag kann helfen, frühzeitig verbindliche Vereinbarungen zu treffen und Planungssicherheit zu schaffen.
- Klären oder verhandeln Sie Miet- und Lieferverträge neu.
- Prüfen Sie bestehende Wartungs-, Leasing-, Finanzierungs- und Kooperationsverträge.
3. Anmeldung & Genehmigungen
- Melden Sie die Übernahme bei der Kassenärztlichen Vereinigung an und klären Sie das Nachbesetzungsverfahren.
- Beantragen Sie Ihre eigene Zulassung.
- Aktualisieren Sie Ihre Berufshaftpflichtversicherung.
- Informieren Sie gegebenenfalls Ärztekammer, Gesundheitsamt und relevante Berufsverbände.
4. Mitarbeiter einbeziehen
- Vereinbaren Sie mit dem bisherigen Inhaber einen passenden Zeitpunkt für die Information des Teams.
- Prüfen und übernehmen Sie bestehende Arbeitsverträge und passen Sie diese bei Bedarf an.
- Planen Sie Schulungen oder Fortbildungen für neue Abläufe, Technik oder Software.
- Nutzen Sie das Wissen und die Erfahrung des Teams für einen reibungslosen Übergang.
5. Patienten informieren & Datenschutz beachten
- Stimmen Sie gemeinsam mit dem bisherigen Inhaber ab, wie und wann die Patienten informiert werden, beispielsweise durch ein gemeinsames Schreiben an die Patienten.
- Holen Sie alle notwendigen Zustimmungen zur Übernahme der Patientendaten ein.
- Dokumentieren Sie Einwilligungen und stellen Sie den Schutz der Patientendaten sicher (Einhaltung der DSGVO und ärztlichen Schweigepflicht).
6. Digitale Infrastruktur prüfen
- Testen Sie die bestehende Praxissoftware auf Funktionalität, Schnittstellen und Zukunftsfähigkeit.
- Prüfen Sie IT-Sicherheit und Datenschutzstandards (Telematikinfrastruktur, Firewalls, Back-up-Systeme).
- Planen Sie Investitionen in digitale Tools für Anamnese, Aufklärung und Patientenaufnahme, etwa myMedax für eine papierlose und DSGVO-konforme Datenerfassung.
7. Steuern & Versicherungen regeln
- Binden Sie Ihren Steuerberater frühzeitig ein.
- Klären Sie umsatzsteuerliche Fragen, Abschreibungen und steuerliche Besonderheiten bei der Übernahme.
- Prüfen und aktualisieren Sie alle relevanten Versicherungen (Inventar, Cyberversicherung, Berufshaftpflicht).
Gut organisiert gelingt die Praxisübernahme – von der Idee zum eigenen Wartezimmer
Die Praxisübernahme bringt Sie schnell und sicher in die eigene Selbstständigkeit. Mit bestehendem Team, festen Patienten und erprobten Abläufen legen Sie direkt los, anstatt bei null anzufangen. Planen Sie den Übergang sorgfältig, prüfen Sie die Zahlen und sichern Sie sich rechtliche wie organisatorische Unterstützung. Darüber hinaus ist es sinnvoll, digitale Strukturen von Anfang an solide und zukunftsfähig aufzubauen.
Setzen Sie dabei auf Lösungen, die sich nahtlos in Ihre Praxisabläufe integrieren lassen. Mit myMedax legen Sie den Grundstein für eine fortschrittliche Praxis: Digitale Anamnese, Aufklärung und Patientenaufnahme sorgen für klare Prozesse und entlasten Ihr Team. Zudem schärfen Sie so Ihr Profil als moderne Praxis – auch nach außen.